Die Verlagerung des Bahnhofs und die Neue Mitte Altona - urbane Veränderungen sind vielschichtig

19 September, 2023

Stadtentwicklungsprozesse sind langwierig, komplexer als ursprünglich erwartet, selten störungsfrei, Der Wandel beginnt manchmal im Detail - beim einzelnen Grundeigentümer. 

Die Verlagerung des Kopfbahnhofs in Hamburg-Altona zum knapp zwei Kilometer entfernten Diebsteich präsentierte sich lange Zeit eher visionär. Besser Informierte, wussten aber schon, dass es seit 1997 einen Beschluss der Bahn gab, hier, zwei Kilometer weiter nördlich, einen funktionell vorteilhafteren Durchgangsbahnhof zu errichten. In den folgenden Jahren passierte jedoch scheinbar wenig. Das Quartier um den S Bahnhof lag weiterhin im Dornröschenschlaf. 

Der Besitz eines Pelzmantels war lange Zeit für viele ein Statussymbol. Der Pelzhandel unseres Auftraggebers im Eingangsbereich der Isebekstraße am S Bahnhof Diebsteich war eine stadtbekannte Institution. Um das Jahr 2010 hatte sich aber bereits schon länger ein deutlicher Wandel in der gesellschaftlichen Akzeptanz vollzogen. Das Tragen eines Tierpelzes war zwischenzeitlich zunehmend eher verpönt geworden. Die mittel- und langfristige wirtschaftliche Existenz des Betriebs wurde somit zukünftig infrage gestellt. Eine schlossartige verspielte Bausubstanz - inklusive eines Swimmingpools - begrenzte die Möglichkeiten einer unmittelbaren Drittverwendungsfähigkeit. Final wurde die Entscheidung zum Verkauf der Liegenschaft durch das vorhandene Baurecht - W4g - erleichtert. Ein verdichteter Geschosswohnungsbau wurde damit zumindest indirekt zum Startschuss des urbanen Wandels am Bahnhof Diebsteich.

Mittlerweile können die Baufortschritte am Bahnhof von den Balkonen aus den Obergeschossen des 2016 fertiggestellten Wohnungsbaus verfolgt werden. Ursprünglich war der Eröffnungstermin des Bahnhofs für das gegenwärtige Jahr avisiert. Auch aufgrund von Klageverfahren konnte dieser Termin jedoch nicht eingehalten werden.

Der Bahnhof ist natürlich auch ein wichtiger Impulsgeber für die weitere Entwicklung des umgebenden Quartiers. In diesem Zusammenhang hat die FHH 2017, das dem Bahnhof quasi vorgelagerte Betriebsgelände von Thyssen Krupp in der Waidmannstraße erworben. An der östlichen Haupteingangsseite sollen zwei markante Hochhaustürme als weithin sichtbare Landmarks den Bahnhof präsentieren. Auf der westlichen Seite können hingegen die bestehenden gewerblichen Strukturen allenfalls durch eine Nachverdichtung ergänzt werden. Dies hat nicht unbedingt jedem gefallen. Das Viertel um die Schützenstraße/ Leunastraße ist stark durch eine eher abgängige gewerbliche Bausubstanz gekennzeichnet. Partiell sind gegenwärtig Flächen freigemacht worden. Der weitere Baufortschritt scheint dabei jedoch ins Stocken geraten zu sein. Anderweitig sind Bauvorbescheide vorhanden, deren bauliche Umsetzung jedoch bisher an der mangelnden Resonanz infrage kommender Gewerbebetriebe scheiterte. In schwierigen Zeiten kann bei der Ansiedlung argumentativ eben auch nicht unbedingt die kurze Nachbarschaft zum Bahnhof überzeugen. Der Bahnhof auch ein Symbol der Mobilitätswende. 

Die Eröffnung des Bahnhofs ist jetzt für das Jahr 2027 angekündigt. Eineinhalb Kilometer weiter südlich werden bis dahin die Bewohner des fertiggestellten 1. Bauabschnitts Neue Mitte mit der Quietschkurve (eine veraltete kurvenartige Hochbahnstrecke) der Bahn leben müssen. Erst nach der Eröffnung des neuen Bahnhofs wird auf dem frei gewordenen Bahnterrain der 2. Bauabschnitt der Neuen Mitte voll durchstarten können. Irgendwann werden dann vielleicht auch die Bauarbeiten auf dem 2016 vom dänischen Carlsberg Konzern verkauften Holsten Areal beginnen. Der aktuelle Eigentümer - die Adlergruppe - wird wohl aus allseits bekannten Gründen nicht mehr dabeisein. Hier soll, das in den vergangenen Jahren mehrfach hochgepokerte Areal, angeblich mit € 340 Mio. in den Büchern stehen. Bis dahin werden auch die Schüler der unmittelbar benachbarten Schule Haubachstraße inmitten der Baustellen leben müssen. Scheinbar eine "never ending story"?    

Michael Witt

PS: Interesse an einer Unternehmensansiedlung am Bahnhof Diebsteich? Vielleicht können wir helfen.

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