Ein Zinshaus in Eimsbüttel oder vielleicht etwas bescheidener in Harburg gehört zum gut behüteten Tafelsilber einiger meist gutsituierter Familien. Derart nachhaltige Vermögenswerte sollen möglichst bewahrt werden, weil sie auch generationsübergreifend eine ökonomische Sicherheit in manchmal schwierigen Zeiten vermitteln können. Das ist schon beinahe ein eherner Grundsatz.
Die Zeiten sind jedoch schnelllebiger geworden, familiäre Strukturen verändern sich häufiger mit rasanter Geschwindigkeit, auch räumliche Distanzen zwischen den einzelnen Personen vergrößern sich beständig. Je umfangreicher der Personenkreis, desto gegensätzlicher können auch die Interessenssphären der einzelnen Mitglieder einer Eigentümergemeinschaft sein. Gleichzeitig werden auch die Anforderungen an die Bewirtschaftung der einzelnen Häuser immer anspruchsvoller. Der Baukörper mit seiner Haustechnik kann auch bei vordergründig überschaubaren Anlageimmobilien immer mehr zu einem komplexen integralen System mutieren. Die Innovationen sind dabei nicht nur das Resultat einer isolierten technologischen Entwicklung, sondern basieren auch auf den "Druck" des Gesetzgebers, der wiederum entscheidende Impulse aus dem weltweit konstatierten Klimawandel erhält.
Im Hinblick auf bauliche Veränderungen bei Modernisierungsmaßnahmen beschreibt das BGB § 555b einen Rahmen. Entscheidend ist, nicht erneuerbare primäre Energie bei der Gebäudebewirtschaftung einzusparen. Das Ziel ist eindeutig, bei den Mitteln, Möglichkeiten, Instrumentarien und Fristen gibt es jedoch zahlreiche Widersprüche, Kontroversen, Uneinigkeit. Beinahe exemplarisch präsentiert sich hier schon die eher monothematisch geführte Diskussion über die Wärmepumpe als Heizungsalternative. Die tatsächlich zur Verfügung stehenden Ressourcen an Produkten, handwerklichen Dienstleistungen, Stromkapazitäten scheinen sich hier partiell in einem größeren Widerspruch zu den Vorstellungen von Mitgliedern der Exekutive zu befinden. Ein nachträglicher Einbau in großer Zahl in Bestandsgebäuden dürfte nach dem gegenwärtigen Stand der Technik wenig praktikabel sein, weil für eine angemessene Funktion großflächige Heizflächen benötigt werden.
Wesentlich handfester als die komplizierte Ausstattung mit einer Wärmepumpe lässt sich die Durchführung einer energetischen Modernisierung im Dachbereich vermitteln. Alleinig mit einer optimierten Aufsparrendämmung und vielleicht noch einhergehend mit einer neuen Dacheindeckung lässt sich die Energiebilanz deutlich verbessern. Die Bau- und Materialkosten sind jedoch zwischenzeitlich vielfach durch die Decke geschossen. Nicht alle Eigentümer in einer Erbengemeinschaft können und wollen hohe Investitionen tragen.
Vielleicht nicht in allen Facetten exemplarisch aber auch beileibe nicht abwegig, ist in diesem energetischen Zusammenhang das Szenario einer Erbengemeinschaft, die jahrelang an ihre Mitglieder gute Erträge ausgeschüttet hat. Rücklagen hingegen wurden nur eher mäßig und etwas widerwillig gebildet. Die regelmäßige "all inklusiv" Betreuung hatte aus Kostengründen ein ortsansässiger Senior der Familie übernommen.
Ein noch auf Ölbasis funktionierendes Heizungssystem gibt jedoch eines Tages außerplanmäßig seinen Dienst auf. In der ursprünglichen Version, Baujahr 1956, waren im Haus sogar noch Kohleöfen mit Briketteinlagerung im Keller vorhanden. Plötzlich müssen die Beteiligten dann zur Kenntnis nehmen, dass nach den "noch" Vorstellungen der Bundesregierung jede neu eingebaute Heizung mit möglichst (?) mindestens 65% erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Ein nun endlich in Auftrag gegebener auf den Verbrauch basierender Energiepass zeigt dann auch weitere Schwachstellen im Bereich der verputzten Außenwände, im unausgebauten Dachgeschoss. In der graphischen Darstellung des Passes dominiert ein tiefes Rot. Eben ein zügig in den frühen Nachkriegsjahren erbautes Haus. Die jüngeren Familienmitglieder leben fernab der Heimat, ihnen fehlt der emotionale Bezug zum Haus. Ein erster Kostencheck eröffnet für die Modernisierung zumindest einen Betrag im unteren sechsstelligen Bereich. Im Gespräch mit den "jung gebliebenen" Senioren zeigt die Hausbank hingegen kaum eine Bereitschaft zur Finanzierung. Was soll nun geschehen?
N. N.